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Der erste Student aus China kam 1915
Echo-online
Wissenschaft: TU Darmstadt blickt auf lange Zusammenarbeit mit Uni in Shanghai zurück
Auf einem Dutzend Tafeln auf Stellwänden im Karo 5 erinnert die TU Darmstadt seit Dienstag an die seit 30 Jahren bestehende Zusammenarbeit mit der Tongji-Universität in Shanghai. 1971 beschloss die chinesische kommunistische Regierung sich nach Westen hin zu öffnen. Der Tongji-Universität wurde 1980 die damalige Technische Hochschule Darmstadt als Partner zugewiesen, beschreibt Andreas Göller, Leiter des TU-Archivs.
1980 lehrte mit dem Professor Gao Tingyao der erste Gastwissenschaftler aus Shanghai am Institut für Wasserversorgung, Abwasserbeseitigung und Raumplanung, ein Jahr später war der Darmstädter Architekturprofessor Max Bächer Gastprofessor an der Tongji-Universität. Seitdem arbeiten beide Hochschulen in vielen Projekten zusammen. Beispielsweise bietet der Fachbereich Maschinenbau seinen Studenten an, ein Semester an der Tongji-Universität zu studieren und dort auch die Master-Arbeit zu schreiben. Dass China keine Demokratie ist, werde thematisiert, versichert TU-Präsident Hans Jürgen Prömel. »In meiner Wahrnehmung ist wissenschaftlicher Austausch auch ein Motor des Wandels«, verwies er auf eigene Erfahrungen in den ehemaligen Ostblockstaaten. Schon vor 1980 gab es Kontakte zwischen der Darmstädter Universität und Chinesen, zeigt die kleine Ausstellung. Der erste Chinese, Lo Funglin, studierte 1915 an der damaligen TH. Auch zwischen den Weltkriegen studierten Chinesen in Darmstadt, teilweise mit Familienanschluss, wie Fotos aus der Weihnachtszeit zeigen. »Das war ein Glücksgriff, dass wir die Fotos aus den dreißiger Jahren bekamen«, sagt TU-Historiker Göller. Der Darmstädter Professor Erich Reuleaux war von 1934 bis 1937 sogar Dekan der technischen Fakultät der Tongji-Universität. Martin Wagner, Professor für Abwassertechnik, ist zur Zeit sechs Mal im Jahr für jeweils zwei Wochen in Shanghai. »Die Stadt wächst pro Jahr um die Größe Darmstadts«, beschreibt er dortige Infrastrukturprobleme. Und nicht nur Shanghai. Daher seien die an der TU entwickelten dezentralen und kleineren »Semizentral«-Wasserwerke für China interessant. Die Einrichtungen trennen Trink- und Nutzwasser und arbeiten Biomüll auf, arbeiten aber auf deutlich kleiner Flächen als konventionelle Wasserwerke oder Kläranlagen. Insgesamt waren in den vergangenen dreißig Jahren mehrere hundert Studierende und Lehrende aus Deutschland und China am gegenseitigen Austausch beteiligt.
(Quelle: Echo online vom 07.10.2010)