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Made in Hessen - Umwelttechnologie-Lösungen für globale Märkte
Die internationale Nachfrage nach Umwelttechnologien steigt rasant, auch in China. Dass das Wirtschaftswachstum bisher mit verheerenden Nebenwirkungen einherging, ist der chinesischen Öffentlichkeit bewusst. Die Regierung will das ändern und hat im 12. Fünfjahresprogramm ehrgeizige
Ziele formuliert, um Schaden von der Umwelt abzuwenden. Hier setzen Hessens Unternehmen an und punkten mit Kompetenz und Know-how.
Chinas Premierminister Li Keqiang kündigte der Umweltverschmutzung
in China den Kampf an: »Es bringt nichts, in einer schönen Umgebung
zu leben, jedoch arm zu sein. Es bringt ebenfalls nichts, reich zu sein, jedoch
mit den Folgen einer Umweltkatastrophe leben zu müssen.« Nach einer im
Mai 2014 veröffentlichten Zwischenevaluierung wurden die vorgegebenen
Etappenziele allerdings nur teilweise erreicht. Nun sollen verstärkte An-
strengungen zur Umsetzung unternommen werden.
Starke Partner. Hessens Umwelttechnologiebranche wartet nicht nur mit
einem breiten Spektrum an Lösungen auf, die auch in China dazu beitragen
können, den Zielen im Umweltbereich ein gutes Stück näherzukommen –
»Made in Hessen« steht auch für hohe Qualität, Funktionalität und Zuver-
lässigkeit. Zudem verfügen die Unternehmen über umfangreiche Aus-
landserfahrungen, da sie mittlerweile bereits 40 Prozent ihres Umsatzes au-
ßerhalb von Deutschland erzielen. Neben zahlreichen Unternehmen, die
eine große Vielfalt an Produkten und Dienstleistungen anbieten, fi nden
sich hochkarätige Hochschulen und Forschungsinstitutionen mit exzel-
lenter wissenschaftlicher Kompetenz. Die hessische Außenwirtschaftsför-
derung unterstützt die Unternehmen beim Aufbau und der Ausweitung von
Geschäftsbeziehungen in internationalen Märkten. Hierzu bietet die Hes-
sen Trade & Invest GmbH im Auftrag des Hessischen Wirtschaftsministeri-
ums und in enger Kooperation mit den Wirtschaftskammern und Verbänden
ein Bündel an Maßnahmen, darunter Messebeteiligungen und Delegations-
reisen.Zahlreiche Unternehmen nutzten bereits die Unterstützung bei der
Erschließung ausländischer Märkte. Nachfolgend zwei Beispiele aus dem
Umweltbereich.
Mit Wassertechnik nach China. Von diesen Maßnahmen profi tierte auch
die Steinhardt GmbH Wassertechnik aus Taunusstein. »Die hessische Delegationsreise nach China hat uns Türen geöffnet: Wir konnten Märkte
erkunden, kulturelle Besonderheiten verstehen und wichtige Geschäftskon-
takte vertiefen«, so Jörg Steinhardt, Geschäftsführer des Unternehmens,
das in über 40 Ländern Ausrüstungen aus Edelstahl und Aluminium für den
Hochwasserschutz, die Regen- und Abwasserbehandlung sowie Systeme
zur Bewirtschaftung von Kanalnetzen anbietet. Der mittelständische Betrieb
realisiert bereits 50 Prozent seiner Umsätze durch den Export.
Seit 2005 arbeitet die Steinhardt GmbH mit Einzelpersonen, Firmen,
Forschungsinstituten und Behörden aus und in China zusammen. Nach
fünf Jahren Vorbereitung tätigte das Unternehmen dort anlässlich der
Expo 2010 in Shanghai sein erstes Geschäft im Bereich Regenwasserbe-
handlung. Weitere Verträge folgten unter anderem in Peking, Shanghai
und Kunming. Dazu kamen Kooperationen in der angewandten Forschung
und bei der Ingenieurausbildung in China. Zurzeit ist Steinhardt in ein be-
antragtes Forschungsvorhaben deutscher und chinesischer Unternehmen
und Universitäten involviert, mit dem innovative Techniken an die chinesi-
schen Bedürfnisse und die umweltpolitischen Ziele des Landes angepasst
und in Pilotprojekten demonstriert werden sollen. Hier werden praxisna-
he und kostengünstige Lösungen auf ihr Preis-Leistungs-Verhältnis getestet.
Von Darmstadt nach Qingdao. Das Fachgebiet Abwassertechnik des In-
stitutes IWAR an der TU Darmstadt arbeitet seit vielen Jahren eng mit
verschiedenen chinesischen Forschungspartnern zusammen. So wurde
der Ansatz SEMIZENTRAL, der auf einer Idee von Peter Cornel, Leiter des Fachbereichs Abwassertechnik, basiert, in den vergangenen zehn Jahren unter der Federführung des Fachbereichs und in enger Zusammenarbeit mit zahlreichen deutschen Partnern sowie mit wissenschaftlichen
Partnern in China (Tongji-Universität und TU Qingdao) entwickelt. Gefördert
wurde das Forschungsvorhaben durch das Bundesministerium für Bildung und
Forschung.
»Der Ansatz SEMIZENTRAL ist eine integrierte Infrastrukturlösung für schnell
wachsende urbane Räume. SEMIZENTRAL integriert die drei Sektoren Wasser,
Abwasser und Abfall zu einem holistischen Ansatz. Es ermöglicht die Abstimmung zwischen den Sektoren und schafft dadurch Synergieeffekte wie einen energieautarken Betrieb oder die Einsparung von Klimagasen«, erläutert Peter Cornel von der TU Darmstadt.
Anlässlich der »World Horticulture Exposition 2014« (WHE) in Qingdao
wurde am 27. April 2014 das Ver- und Entsorgungszentrum (VEZ) Shiyuan
eröffnet. Es ist die weltweit erste Referenzanlage des zukunftsweisenden
integrierten Infrastrukturansatzes. Sie wird rund 12.000 Menschen versor-
gen. Aus anfallendem Klärschlamm und Speiseresten wird in der Anlage Biogas
und daraus Energie erzeugt. Dadurch arbeitet das VEZ energieautark und
weitgehend klimaneutral. Vorteile sind die großen Einsparpotenziale: 30 Pro-
zent Wassereinsparung und mehr, energieautarker Betrieb, stark reduzier-
ter Transportbedarf, eine rund um die Uhr gesicherte Wasserbereitstellung bei
gleichbleibender Qualität und hohe Planungs- und Finanzierungssicherheit.
Die Anlage gilt als Meilenstein des deutsch-chinesischen technologischen Wissens transfers mit globaler Wirkung. Bei der Implementierung
kooperierten deutsche Forschungspartner und Unternehmen eng mit chi-
nesischen Planungsinstituten und dem chinesischen Investor WHE.
Jürgen Schneider | Katarina Riedeburg