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05.10.2010

Mini-Kläranlagen für Mega-Cities TU-Darmstadt entwickelt Lösung für Riesenstädte

ZDF heute.de magazin

Wasser ist ein kostbares Gut und es wird immer kostbarer. Insbesondere das ständige Wachstum der Mega-Cities weltweit stellt ganze Regionen vor neue Herausforderungen. Eine Lösung mit Mini-Kläranlagen könnte von der TU Darmstadt kommen.

Mehr als 37 Millionen Menschen drehen in Tokio jeden Morgen den Wasserhahn auf, um sich die Zähne zu putzen. Sie duschen, nutzen die Toilette, brauchen Wasser zum Kochen und für vieles mehr. Eine große Herausforderung für die größte Stadt der Welt, jeden Tag sauberes Trinkwasser für seine Einwohner zur Verfügung zu stellen. Da Tokio aber langsamer gewachsen ist als viele andere Mega-Cities, hat die japanische Hauptstadt das Problem noch recht gut im Griff.

Probleme mit Schwellenländern

Doch Mega-Cities in Schwellen- und Entwicklungsländern haben große Schwierigkeiten, das von den Vereinten Nationen vor wenigen Wochen erklärte Menschenrecht auf sauberes Trinkwasser sowie eine geregelte Abwasserversorgung umzusetzen. Es ist eines der großen Themen beim diesen Samstag beginnenden Wasserkongress im kanadischen Montreal.

Lösung: Kläranlage in der Stadt

Auf dem Weg nach Montreal sind auch Wissenschaftler der TU Darmstadt. Im Gepäck haben sie eine Idee, wie schnell wachsende Städte und Regionen ihr Wasserproblem in den Begriff bekommen könnten. Die Lösung heißt "Semizentral" und der Namen ist hier auch gleich Programm. "Häufig liegen die Kläranlagen weit von den Städten entfernt, aber das kostet viel Geld. Unsere Idee ist, die Wasseraufbereitung in den Städten zu haben", sagt Martin Wagner, Professor an der TU Darmstadt.

Vor allem für Städte, die schnell wachsen und noch keine fertige Infrastruktur haben, könnte das eine Möglichkeit sein. Denn die Gebäude für die Kläranlagen von Semizentral haben in etwa die Größe eines Parkhauses und können gleichzeitig 100.000 Menschen mit Wasser versorgen. "Wir führen das Grauwasser von Dusche oder Waschmaschine ab, reinigen es und stellen es gleich wieder zur Verfügung etwa als Toilettenwasser", sagt Wagner. Die Idee klingt gut, realisiert hat sie aber noch niemand. Wagner ist jedoch zuversichtlich, dass das nur eine Frage der Zeit ist.

Mega-Cities werden "endless cities"

Vor allem seit die Vereinten Nationen Ende Juli sauberes Trinkwasser als Menschenrecht deklarierten, müssen sich die Stadtplaner und Politiker etwas einfallen lassen. Das Problem vieler Regionen ist die rasante Zunahme der Urbanisierung. Lebten 1975 rund 38 Prozent der Weltbevölkerung in Städten, sind es heute mehr als 50 Prozent, Tendenz weiter steigend.

Vor allem die Mega-Cities haben mit dem Wachstum zu kämpfen. In einem neuen Bericht haben die Vereinten Nationen sogar ein weiteres Phänomen ausgemacht, was sie als "endless cities" bezeichnen. Darunter sind Regionen wie in China zu verstehen, in denen die Städte Hong Kong, Shenhzen und Guangzhou immer mehr zu einer Mega-Region von mehr als 100 Millionen Einwohnern verschmelzen.

Standort gesucht

"In solchen Regionen helfen nur Lösungen wie unsere", ist sich Wagner sicher. Denn Semizentral hat nicht nur das Grauwasser im Blick. Das Wasser aus der Toilette könnte ebenfalls aufbereitet und als Gebrauchtwasser an Unternehmen gegeben werden. Außerdem würde bei der Lösung als "Abfallprodukt" auch noch Klärgas gewonnen werden, was wiederum für die Energieversorgung genutzt werden könnte. Und die Kosten? Da möchte sich Wagner nicht festlegen, denn das hängt von vielen Faktoren wie etwa einem stabilen Grund und Boden ab. "Das Interesse ist auf jeden Fall groß", sagt Wagner. "Jetzt fehlt nur noch ein Standort."

Der gesamte Artikel von Meike Srowig auf www.heute.de/ZDFheute/inhalt/30/0,3672,8114014,00.html