Semizentrale Ver- und Entsorgungssysteme
Die gegenwärtige Siedlungsentwicklung der Ostküste der Volksrepublik China ist durch eine hohe Siedlungsdichte und durch enorme Populationszuwächse gekennzeichnet. Um dem starken Bevölkerungswachstum gerecht werden zu können, müssen ein funktionierender Umweltschutz und ein Ressourcenmanagement etabliert werden. Dies ist mithilfe klassischer zentral organisierter Ver- und Entsorgungssysteme aufgrund mangelnder Flexibilität nicht möglich. Im Gegensatz dazu stoßen in hoch verdichteten Regionen auch dezentrale Ver- und Entsorgungssysteme an Grenzen, da neben verschiedenen anderen Punkten der notwendige Hygienestandard nicht in erforderlichem Maße sichergestellt werden kann. So bleibt festzuhalten, dass insbesondere in schnell wachsenden urbanen Räumen neue Lösungen für eine verlässliche Ver- und Entsorgung gefunden werden müssen, und zwar in Form neuer integrierter Systeme einer semizentralen Größenordnung.
In diesem Zusammenhang fokussiert das Projekt zwei wesentliche Schwerpunkte: Ein funktionierender Umweltschutz in Form minimierter Einträge in die Umwelt muss etabliert und gleichzeitig eine Ressourcenübernutzung vermieden werden. Um diesen Grundsätzen gerecht werden zu können, setzt das Projekt auf eine grundlegende Kreislaufführung von Wasser und Stoffströmen, die nur durch eine effiziente und integrierte Systemplanung im Bereich Wasserver- und Abwasser- und Abfallentsorgung realisiert werden kann.
Semizentralität beschreibt in diesem Zusammenhang eine Größenordnung, die sich einerseits deutlich von einzelnen Bebauungseinheiten abhebt, gleichzeitig jedoch deutlich kleiner ist als konventionelle zentrale Ver- und Entsorgungseinheiten, die ganze Städte von mehreren Millionen Einwohnern zu ver- oder entsorgen in der Lage sind. Dazu ist die Untergliederung einer Gesamtstadt in verschiedene zum Teil autarke Ver- und Entsorgungsbereiche sinnvoll, wobei diese entsprechend der räumlichen Rahmenbedingungen so groß wie nötig und gleichzeitig so klein wie möglich sein sollen.
Auf diese Weise können die Nachteile konventioneller großer bzw. kleiner Systeme vermieden werden, während ihre Vorteile nutzbar sind.
Laufzeit: Dezember 2003 - Juni 2005
Förderkennzeichen: 02WD0398
Teilprojekt 2
Ziel des Projektes ist es, Ver- und Entsorgungssysteme zu entwickeln, die einen nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen verwirklichen. Zur Umsetzung dieses Zieles ist eine weitgehende Kreislaufführung von Wasser und Stoffen (z. B. Phosphor und Stickstoff) notwendig. Dies kann nur durch eine integrierte Planung der technischen Anlagen für Abwasser- und Abfallbehandlung sowie der Wasserversorgungsanlagen erreicht werden.
Das Teilprojekt 2 stellt die konsequente Weiterführung des Teilprojektes 1 dar und baut auf dessen Ergebnissen auf. Bei der Umsetzung des Ziels der Entwicklung nachhaltiger semizentraler Ver- und Entsorgungssysteme sind folgende Punkte zu beachten:
- Ver- und Entsorgungssicherheit schnell wachsender urbaner Räume Chinas,
- Einhalten notwendiger Hygienestandards,
- möglichst geringe negative Auswirkung auf die Umwelt,
- Einsatz nachhaltiger Verfahren,
- größtmögliche Flexibilität und maximierte Wirtschaftlichkeit.
Diese Punkte sollen durch ein modulares Baukastensystem für die Ver- und Entsorgung in den Bereichen Wasser, Abwasser und Abfall verwirklicht werden, welches flexibel an die lokalen Randbedingungen anpassbar ist. Das System soll die fachlichen Schwerpunkte der Fachgebiete Wasserversorgung und Grundwasserschutz, Abwassertechnik, Abfalltechnik und Umwelt- und Raumplanung integrieren und auf diese Weise technische und organisatorische Synergieeffekte nutzen.
Aus der Bewertung, die im Rahmen des Teilprojekt 1 durchgeführt wurde, ergab sich eine Vorzugsalternative, die im Hinblick auf ihre technischen Einzelmodule jedoch anzupassen und zu optimieren ist. Dieses Optimierungspotential soll im Rahmen des Teilprojektes 2 technisch ausgeschöpft werden. Dazu sollen die im Folgenden aufgeführten drei technischen Projektteile dienen. Weiterhin haben sich in der Bearbeitung des Teilprojektes 1 Defizite sowohl im Hinblick auf Planungs-, Entscheidungs- und Genehmigungsverfahren als auch im Hinblick auf mögliche Betreiber- und Gebührenmodelle für die Umsetzung der entwickelten semizentralen Ver- und Entsorgungssysteme im urbanen Raum Chinas herauskristallisiert. Die genannten vier Projektteile werden im Folgenden kurz zusammengefasst:
- "Entwicklung eines integrierten Planungs-, Entscheidungs- und Genehmigungsverfahrens einschließlich eines entsprechenden Betreiber- und Gebührenmodells" (Projektteil A), (Bearbeitung durch das Fachgebiet Umwelt- und Raumplanung des Instituts IWAR der TUDa)
- "Einsatz von Ultraschall zur Reinigung von Membranen bei der Oberflächenwasseraufbereitung" (Projektteil B), (Bearbeitung durch das Fachgebiet Wasserversorgung und Grundwasserschutz des Instituts IWAR der TUDa)
- "Erzeugung von Brauchwasser aus Grauwasser mittels kompakter biologischer und physikalisch-chemischer Verfahren" (Projektteil C) (Bearbeitung durch das Fachgebiet Abwassertechnik des Instituts IWAR der TUDa)
- "Herstellung von Ersatzbrennstoffen aus Siedlungsabfällen bzw. die Milchsäureherstellung aus Biomasse von Siedlungsabfällen als Grundstoff für die chemische Industrie" (Projektteil D), (Bearbeitung durch das Fachgebiet Abfalltechnik des Instituts IWAR der TUDa).
Laufzeit: Juli 2005 - Juli 2008
Förderkennzeichen: 02WD0607